Keine Frage, die Saison 2017/18 hatten sich Fans, Mannschaft und Verantwortliche des Herner EV bzw. der Gysenberghallen GmbH (verantwortlich für die Oberliga Mannschaft) sicher etwas anders vorgestellt. Natürlich war klar, dass die Oberliga Nord Meisterschaft aus der Vorsaison eine tolle Sache, aber nicht beliebig reproduzierbar war. Trotzdem konnte man im letzten Sommer optimistisch in die neue Spielzeit gehen und das mit einer Mannschaft, die zumindest in der Offensive qualitativ besser und etwas breiter aufgestellt zu sein schien. Die Neuzugänge Marsall, Albrecht, Spitzner, Kuhnekath und Vaskowskiy ersetzten Verelst, Schneider, Dreischer und Klein. Auch in der Abwehr sah die Plus-Minus-Bilanz von Neuzugängen und Abgängen nicht so schlecht aus. Eickmann, Klingsporn, Wagner, Schmitz, Esch und später Bauermeister kamen neu, Pietsch, Reckers, Dreschmann, Maas und Eckl verließen den Gysenberg. Allerdings fand der damalige Sportliche Leiter Frank Petrozza keinen Ersatz für den Top-Verteidiger Pietsch und dass Tom Schmitz wegen einer langwierigen Verletzung überhaupt nicht zum Einsatz kommen konnte war natürlich nicht vorhersehbar. Noch gravierender erwies sich allerdings der größere Umbruch im Gefüge einer jahrelang zusammen gewachsenen Mannschaft.
Der Saisonverlauf war geprägt von Höhen und Tiefen. Schon der Auftakt verlief mit dem „Nebelspiel“ zuhause gegen Essen alles andere als glücklich. Es folgte eine in der Höhe nie zu erwartetende 1:8-Niederlage in Leipzig. Zwar konnte danach das Wiederholungsspiel am Gysenberg gegen die Moskitos in der Overtime gewonnen werden und auch die folgenden vier Spiele verliefen siegreich, aber es sollte die längste Siegesserie in der gesamten Hauptrunde bleiben. Zu unbeständig waren die Leistungen um eine längere Erfolgsserie zu starten. Hinzu kamen einige unglückliche Ergebnisse, wie die Niederlage in Halle nach fünf Sekunden der Overtime, oder das Verspielen einer 3:2-Führung kurz vor Schluss in Braunlage. Auch zuhause gegen Leipzig raubten zwei späte Tore in den letzten drei Minuten den möglichen Punktgewinn. So fehlten dann Ende des Jahres zwei Punkte auf die Saale Bulls um in die Meisterrunde zu kommen. Sportlich aber vor allem wirtschaftlich war das sicherlich ein Rückschritt, aber er war selbst verschuldet und dabei ist es völlig müßig darüber zu spekulieren, wo diese Punkte liegen gelassen wurden.
Die Qualifikationsrunde verlief ohne große Spannung, 49 von 54 möglichen Punkten konnten geholt werden, nur einmal (in Rostock) gab es eine Niederlage und so wurde der ohnehin schon deutliche Vorsprung auf Hamburg von 16 Punkten noch einmal verdoppelt. Die vielen Siege waren gut für das Selbstvertrauen, der sportliche Anspruch aber wohl nicht gut genug für die Playoffs. Dort kamen die drei Niederlagen gegen Deggendorf als solche nicht völlig unerwartet, wenn man berücksichtigt dass der Süd-Meister auf den Nord-Achten traf. Aber drei Niederlagen ohne einen einzigen selbst erzielten Treffer waren schon ernüchternd. Was natürlich bei allen in sehr positiver Erinnerung bleiben wird war der Fan-Sonderzug des HEV zum ersten Auswärtsspiel nach Deggendorf. Diese großartige Aktion der Fans und eine Gäste-Tribüne mit 500 grün-weiß-roten Gysenbergern sorgten für großes Aufsehen, diese Erlebnisse werden sicherlich noch lange im Gedächtnis haften bleiben.
Bei der ersten Rückschau auf die nun abgelaufene Spielzeit darf natürlich nicht unberücksichtigt bleiben, dass der HEV insgesamt von fünf Trainern gecoacht wurde. Durch die Sperre von Frank Petrozza noch aus den Playoffs der Vorsaison musste Guido Drongowski zu Beginn für drei Spiele einspringen. Frank Petrozza stand dann bis Anfang Dezember letzten Jahres 16 Spiele lang an der Bande, bevor er dem Duisburger Werben endgültig nachgab. Danach sprangen Elmar Schmitz (3x) und Matthias Roos (1x) vom Krefelder Kooperationspartner für vier Spiele ein, bevor dann Uli Egen kurz vor Weihnachten den HEV übernahm und insgesamt 24 Spiele das sportliche Sagen hatte. Der Herner EV möchte sich ausdrücklich bei allen fünf bedanken, ganz besonders bei den dreien, die kurzfristig ihre Unterstützung anboten. Ideal war diese Situation natürlich dennoch nicht, vor allem auch nicht für die Mannschaft, die sich immer wieder auf neue Personen einlassen musste. Aber dies ist nur ein Punkt unter mehreren, wenn es darum geht eine genauere Analyse der abgelaufenen Saison zu erstellen. Diese wird allerdings von den Verantwortlichen des Herner EV bzw. der Gysenberghallen GmbH mit der gebotenen Sorgfalt und der dafür benötigten Zeit erfolgen. Denn es geht nicht nur darum die Spielzeit auszuwerten, sondern auch die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen und umzusetzen. Deshalb wird das Ganze zügig angegangen, ohne allerdings mit Schnellschüssen in Aktionismus zu verfallen. Letztlich bleibt das Ziel erhalten, den Eishockeysport in Herne weiter zu erhalten, zu pflegen und weiter zu entwickeln. Manchmal muss man dabei auch einen kleinen Rückschritt verkraften, der sogar eine Chance bieten kann bzw. muss.